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Die Kolumne beschäftigt sich mit dem bayerischen Dialekt von Kratzer


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    Wenn sich die Kollegen von der Wochenzeitung Die Zeit des bairischen Idioms bedienen, fördern sie in Bayern und in Österreich meistens die Heiterkeit ("Recht hoams, die Bayern!"). Die Vokale der Hamburger bilden halt das reinste Kontrastprogramm zu den alpenländischen Diphthongen. Kürzlich aber war in dem Blatt ein unverfälschtes Wort aus dem südlichen Sprachkosmos zu lesen. In dem Artikel ging es um einen delikaten Autoren-Streit zwischen Stefanie Sargnagel und Thomas Glavinic. Letzterer klagte, im Internet seien Aufnahmen seines Unterleibs erschienen, wobei der Bericht neben dem Wort Glied auch den österreichischen Spezialausdruck Zumpferl erwähnt. Glavinic behauptete demnach, sein Laptop sei gehackt worden, vielleicht sogar von einer Person aus dem Umfeld von Sargnagel, die er laut dem Artikel einmal als sprechenden Rollmops bezeichnet hatte.

    In Österreich sind Zumpferl und Zumpf gängige Ausdrücke für den Penis. Der Wiener Journalist Robert Sedlaczek hat dazu eine Anekdote notiert: Die Kabarettistin Dolores Schmidinger verwendete Zumpferl in einer Laudatio einige Male. Als der Applaus verhallt war, betrat der deutsche Verleger die Bühne. Er bedankte sich unter anderem dafür, dass er nun ein neues Wort kennengelernt habe, das ihn erheitere und das er von nun an verwenden werde: Zupferl. Der fehlende Buchstabe m erheiterte nun auch das Wiener Publikum und ließ außerdem Anklänge an das Wort zupfen wach werden, was etymologisch gar nicht einmal so falsch sei, meint Sedlaczek.

    Aus seiner Sicht zeigt diese Anekdote, dass bei tabuisierten Ausdrücken aus der Sexualsprache das Fremde deshalb interessant klingt, weil es so unbelastet und daher relativ "sauber" ist, während die vertrauten Ausdrücke einen obszönen Klang haben. Aus diesem Grund werde auch das von Otto Waalkes und Hella von Sinnen verbreitete Wort Schniedelwutz im gesamten deutschen Sprachraum verstanden, argumentiert Sedlaczek. Er weist dem Wort Schniedel ein ähnliches Bedeutungsmotiv wie Schniepel zu, also: der Zipfel.

    In der taz tauchte Zumpferl in einem Nachruf auf den 2016 gestorbenen österreichischen Karikaturisten Manfred Deix auf. "Die besondere Hingabe, mit der er Zumpferl zeichnete, brachten ihm den Ruf ein, er sei genitalfixiert", heißt es dort. Deix hatte aber stets Absicht bestritten. Ihm passierten Zeichnungen, über die er sich manchmal wundere, konterte er.

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    Author: Candice Short

    Last Updated: 1702018203

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